Uganda: wie lässt sich Impfstoff sicher transportieren?

~English follows German~  

Seit mehr als einem Jahr hält die Covid-19-Pandemie die Welt im Würgegriff. Durch die schnelle Entwicklung verschiedener Impfstoffe wächst nun Hoffnung, im Kampf gegen das Virus die Oberhand zu gewinnen. Doch mit diesem wissenschaftlichen Erfolg kommen Hindernisse. Eines der größten: eine stabile Kühlung des Impfmittels in Ländern, ohne vertrauenswürdigem
Stromnetz.   
 

Uganda, als einer von vielen afrikanischen Staaten, sieht sich genau mit diesem Problem
konfrontiert. Eine zuverlässige 
Stromversorgung existiert nicht. Das gefährdet nicht nur die Stabilität des Impfmittels, sondern auch die Leben der erkrankten Menschen. Wegen der durchschnittlichen Jahrestemperatur von 25° bis 30°C  n Uganda ist klar, dass dringend eine Lösung gefunden werden muss. Unser aktueller Projektpartner, Muhammed Lubowa und seine Firma All In Trade Limited, kamen auf eine Idee, die die Situation womöglich bald kippen könnte.    

Sein Unternehmen verkauft und wartet Solar-Anlagen zur Stromgewinnung. Muhammeds Idee: Elektrizität auch für abgelegene, ländliche medizinische Einrichtungen verfügbar machen. Die Firma folgt dabei dem Motto, erneuerbare und gleichzeitig bezahlbare Solarenergie für jeden anbieten zu wollen. Diesen November feiert die Firma aus Kampala/Uganda ihr 13-Jähriges Bestehen. Durch ihre Solaranlagen können medizinische Einrichtungen eine stabile Kühlung der Impfmittel gewährleisten.    

Wir haben mit Muhammed über sein Unternehmen gesprochen und darüber, wie er als
Unternehmer einen sozialen Impact in seinem Land bewirkt.  
 

Hallo Muhammed. Was ist die aktuelle Lage bezüglich Covid-19 in Uganda?   

Aktuell bewegt sich alles wieder in Richtung Normalität. Die Regierung registriert immer weniger Fälle. Doch die Menschen sind auch vorsichtiger zurzeit. Erst kürzlich erhielt die Regierung die erste Lieferung Impfmittel. Diese geht zuerst an Lehrer*innen und Arbeiter*innen im Gesundheitswesen. Die anderen erwarten die Impfung irgendwann dieses Jahr, zunächst müssen aber die Menschen an der “Frontlinie” geimpft werden.    

Wie viel Impfdosen hat die Regierung denn erhalten?   

Ich glaube 200.000 Dosen Impfmittel für die aktuell 43 Millionen Menschen in Uganda.   

Wo werden die Impfungen bisher gelagert und gekühlt?   

Aktuell geschieht das auf regionaler Ebene in den National Medical Stores. Aber die Regierung arbeitet gerade an einem Plan, die Dosen systematisch zu verteilen. Daran können wir als Energielieferant profitieren. Wir denken, die Regierung wird sich bei uns melden, damit wir landesweit grüne und saubere Energie für die Kühlketten liefern können. Nächste Woche erwarten wir ein Treffen mit dem Gesundheitsminister.    

Wie kamst du auf die Idee für das Kühlsystem auf Solarenergie-Basis?   

Unsere Idee des Kühlsystems war immer davon motiviert, lokalen Communities zu helfen. Natürlich, als Unternehmen verdienen wir auch daran. Aber wir geben den Communities etwas wieder. Viele medizinische Zentren haben kein Zugang zu stabiler Energieversorgung. Selbst wenn sie an das Stromnetz angeschlossen sind. Das macht es den Menschen vor Ort sehr schwierig, gute Arbeit zu leisten. Und dabei geht es nicht nur um Strom für die Arbeit, sondern auch um deren persönliches Leben, in dem sie sich erholen können. Ihre Handys wieder aufladen können, Fernsehen schauen oder einfach nur Licht haben. Diese Menschen brauchen Strom. Landesweit sehen wir, dass dies ein Problem ist. Mit dem Aufkommen von Covid-19 wurde das Problem nochmal deutlich. Daher bedienen wir eine gewöhnliche Supply-Chain.   

Inwiefern hat die Zusammenarbeit mit managerohnegrenzen dir geholfen, diese Idee zu formen?  

Die Beziehung mit managerohnegrenzen hat uns dabei geholfen unser Geschäft weiter anzupassen. Speziell auf welche Kerngeschäfte wir uns fokussieren müssen. Der Manager ohne Grenzen, der bei uns im Einsatz war, hat uns dabei geholfen als Unternehmen zu wachsen und Analysen durchzuführen. Das hat uns die Möglichkeit verschafft, unsere Arbeit und unsere Klient*innen besser zu verstehen. Insbesondere im privaten Marktsegment.   

Wie viele Solar-Panel-Systeme habt ihr bereits verkauft und installiert?    

Aktuell haben wir über 120 medizinische Einrichtungen gemeinsam mit unseren Klient*innen elektrifiziert. Insbesondere mit dem Projekt “Powering Health Care Project (UNF-SELF)” haben wir 36 Zentren in 9 Distrikten mit Strom versorgt. Und als Resultat unserer Arbeit, haben sich weitere Partner*innen der Arbeit angeschlossen und versorgen die Zentren nun mit Dingen wie Kühlschrank-Systemen. Das zeigt zum einen, wie dringend diese medizinischen Einrichtungen elektrifiziert werden müssen, aber auch wie man davon gegenseitig profitieren kann.    

Wie genau funktioniert das Kühlsystem?   

Das Kühlsystem funktioniert so, dass die Einrichtungen die Impfstoffe auf einer stabilen Temperatur halten können. Bisher geschah das immer mit LPG (Flüssigem Petroleum/Propan-Gas). Diese Methode ist aber unpraktisch, da die lokalen Regierungen und die Krankenhäuser ständig für eine stabile Gasversorgung sorgen müssen. Daher ist der Zugang zu Solarenergie wesentlich einfacher und auch sicherer. Die Kühlung ist dabei an unsere Solarpanel angeschlossen, die dann kein Gas mehr braucht. Damit haben wir wirklich abgelegene und ländliche Einrichtungen befähigt, ihren Communities helfen zu können. Jetzt können nicht nur Covid-19- Impfungen verlässlich gekühlt werden, sondern auch andere wie z.B. die Polio- Impfung. All diese Impfmittel müssen den Communities zugänglich sein.    

Was ist also der größte Vorteil eures Systems?   

Es verbraucht weniger Strom. Aber vor allem: dadurch das wir medizinische Einrichtung adressieren, helfen wir diesen direkt.
Diese Kühlsysteme sind nicht dazu da, Getränke zu kühlen, sondern Leben zu retten.   
 

Wie profitieren die Menschen von dieser Idee?   

Zunächst einmal kreieren wir Jobs. Aktuell beschäftigen wir 25 Mitarbeiter*innen in verschiedenen Departements. Wenn unsere Teams vor Ort sind, müssen sie mit lokalen Verantwortlichen arbeiten. Diese
bezahlen wir dann für ihr Engagement. Oder stellen Tagelöhner*innen und Auftragsarbeiter*innen ein. Dadurch bleiben die Jobs auch wirklich in den Communities.   
 

Wenn du etwas an deiner Arbeit herausstellen kannst, was wäre das?   

Kurz zusammengefasst, möchten wir als Unternehmen aus Kampala/Uganda darauf aufmerksam machen, dass es einen dringenden Strombedarf im medizinischen Bereich gibt. Und die Versorgung mit diesem Strom kann wirklich zu höherer Produktivität in den Einrichtungen führen. Elektrizität für Entbindungsstationen, für Kühlschränke, für Wasserzugänge! Denn Wasser ist Gesundheit und Wasser ist Leben. Diese Dinge waren immer schwierig zu erschließen. Aber durch die Stromversorgung, sind diese Dinge erreichbar. Wir bemerken, dass Wasserzugang normal wird, dass ein sicheres Arbeitsumfeld normaler wird. Wenn Einrichtungen voll arbeitsfähig sind, kann man beobachten, dass sich auch kleinere Unternehmen rund herum ansiedeln. Kleine Lebensmittelläden oder Handelszentren bauen ihre Stände auf. Diese sind dann wieder für die Patient*innen gut, denn hier können sie einkaufen und sich versorgen. Auch für das Personal der Einrichtungen ist Strom wichtig. Denn wenn diese wissen, dass es vor Ort Strom gibt, sind sie viel motivierter zu arbeiten, schließlich können sie ihre Handys laden, Kontakt halten mit ihren Familien und in ihrer Freizeit Fernsehen schauen. All diese Dinge sind Teil unserer Arbeit.   

Wie können managerohnegrenzen und andere Organisationen euch in Zukunft bei der Arbeit unterstützen?   

Wir möchten mit managerohnegrenzen und weiteren Partnern weiterhin kleine Communities unterstützen. Wir wollen gut zugänglichensauberen Strom anbieten und somit Leben rette! Somit können wir unsere Wirtschaft antreiben und jeder kann Teil davon sein.    

Wenn ihr mehr über die Arbeit von Muhammed und All In Trade Limited erfahren wollt, besucht ihre Website unter: http://allintradelimited.com/  

 

~English~ 

Since more than a year, the Covid-19 pandemic holds the entire world in a chokehold. Right now, through the fast development of several vaccines, there is hope to gain the upper hand. But with this enormous scientific achievement, there are coming some issues. One of the biggest: a reliable and stable cooling of the vaccine in countries without reliable power nets.    

Uganda, as many other African countries, is facing this problem right now. Reliable power supply is not given, which puts the stability of the vaccine and hereby the lives of the people at risk. With a mean year temperature between 25° and 30°C and little access to electricity, an urgent solution for the east African state is needed. Our former project partner, Muhammed Lubowa of All In Trade Limited came up with an idea, which is about to change the situation.    

His private business sells and maintains solar panel systems to produce power. Muhammeds idea: making electricity accessible for medical facilities, even in remote, rural areas. The motto of the company: “Forever Affordable and Renewable Energy for All”. This November, the company form Kampala/Uganda celebrates its 13th anniversary. As project partners of managerswithoutborders, Muhammed and his colleagues realised the need for reliable power access to guarantee cooling for the life saving vaccine.   

We talked with him about the company’s business idea and his impact as a community-driven business man.    

Hi Muhammed. What is the situation right now with Covid-19 in Uganda?   

Currently, everything is getting back to normal. The government is registering less Covid-19 cases, but also there is an increased awareness about Covid-19. People are getting more curious, more aware. The government recently received the first batch of the vaccine, which goes to teachers and frontline workers. We others expect to have it sometime in the year, but for now they are giving it out to the people at the frontline.    

How much vaccine did the government of Uganda get?   

I think they received 200.000 doses of vaccine for the 43 Million people in Uganda.    

Where is the vaccine stored and cooled so far in Uganda?   

Currently, it is stored in the National Medical Stores on the regional level. But right now, the government is working on a robust distribution system, where we as a company can benefit from the system as reliable energy providers. We expect them to contact us to provide green and clean energy supply for the cool chain countrywide. Probably we’ll have a meeting with the minister of health next week.    

How did you get your idea for your cooling system?   

Our idea for the cooling system was always driven by the demand and the drive to help communities. Of course, we profit as a company, but it is part of our work to give back something to the communities. Very many health facilities lack access to reliable and safe power. Even though they are connected to the energy net, the power is really unreliable.  This makes it a challenge, especially for health workers, to deliver excellent services in the absence of power. This power alone is not limited just to the facilities and the medical work, but also to the workers. Where the personnel lives, to reload their phones, to watch TV, to have light. They need this! We realised this a countrywide issue. With the coming of Covid, most facilities lack access to power to cool the vaccines. So, we are creating a regular supply chain for them.   

In which way did the engagement with managerswithoutborders helped you to form this idea?   

The relation with managerswithoutborders helped us to further align our business. Particularly what core parts we need to focus on and to work with. It really helped us to engage in business development and access analysis. This gave us the room to understand our deep core knowledge and to understand our clients we work with, especially in the corporate market segment.    

How many of your systems are sold and installed so far?   

So far, we have electrified over 120 healthcare facilities together with our clients. With one project in particular, the Powering Health Care Project (UNF-SELF), we electrified 36 centres in 9 districts. And as a result of our engagement, more partners are coming to provide even more things like refrigeration systems. This really shows the need for electrifying health care centres and the mutual benefit of our work.    

How exactly does the cooling system work?   

The cooling system works in such a way, that much of this is needed so health care can keep the vaccines at stable temperatures. In the past, vaccines always have been cooled with LPG (Liquefied Petroleum/Propane Gas). This always have been a challenge for the local governments or the hospitals. For LPG they always had to refill the tanks. So, the provision of solar energy gives access to clean energy, where the vaccine cooling system is adapted to our power generators. This is much safer and smarter, since it does not require gas or gas tanks. This really empowered these remote and rural based health facilities to help their communities. And not only with the Covid vaccine, but also with others like Polio vaccines. All these vaccines need to be given to the communities.    

What is the big advantage of the cooling system with your solar panels?    

One, they consume less power. But also, they are aligned especially to health care facilities, which safe lives. So, they are not made for luxury, to cool drinks, no.    

How do people profit of this idea?    

Firstly, we are creating jobs. Currently, we employing 25 full time workers in different departments. But also, we are a business which is creating jobs in all the communities and areas we are working in. When our teams come in, they have to engage leadership of the district officials. And they all get to be paid as a result of our project. We employ them on a short time contract basis to work with us. Or we employ contract workers and even casual workers. So, the jobs really stay in the respected communities.   

Is there anything you want to highlight about your work?   

In a nutshell, as a business here in Kampala/Uganda, we would like to let you know that there is an urgent need for energy in the healthcare space. And this energy can really bring a lot of productivity to save lives. Electricity to power maternity wards, to power vaccine refrigerators or cold chain applications. Electricity to power water solutions, because health is water and water is life.   

These always have been challenges. We find with the providing of power, these issues get to be solved. Access to water becomes normal, access to safe working environment becomes normal. Also, as a whole, you find that when a health facility becomes fully functional, this influences small businesses to set around. Grocery shops, small trading centres, that can support patients to buy air time, supplies and so on. This provision of energy goes beyond to things like health workers in remote rural areas. Once they know there is electricity, they are more motivated at work because they can charge their phones, keep contact with their family, to watch TV in their free time. All these things are part of our engagement.   

How can organisations like managerswithoutborders help you in your work?   

We want to work with organisations like managerswithoutborders to support small communities in the whole space. We want to provide easily accessible and clean energy to health facilities to save lives. To push economies. Everybody can be part of it.   

If you want to read more about the work of Muhammed and All In Trade Limited, visit their website on http://allintradelimited.com/.