Im Gespräch: Bernd Roggendorf, CEO von EIDU GmbH

~English follows German~

Von der Musikbranche, hin zum Sozialunternehmertum: der erfolgreiche Unternehmer Bernd Roggendorf hat durch seinen Einsatz als Manager ohne Grenzen seine beruflichen Ziele neu ausgerichtet. Seit 2015 ist er CEO von EIDU GmbH, einem Unternehmen, das eine Selbstlern-App für Schüler:innen in Low-Income-Countries entwickelt hat. Das Ziel: Das Problem der mangelhaften Bildung in Entwicklungsländern entgegenzuwirken und bis 2030 Hunderten Millionen Kindern Qualitätsbildung zu ermöglichen. Zuvor war Bernd Roggendorf Mitgründer und ehemaliger Chief Technology Officer von Ableton, eine der bekanntesten Musiksoftwares auf dem Markt. Und 2014 als Manager ohne Grenzen in Kenia im Einsatz. Dort hat er die Theatergruppe “Kenia Hope Theater” dabei unterstützt, sich in ein Sozialunternehmen umzuwandeln. 

Bernd Roggendorf CEO von EIDU GmbH
Bernd Roggendorf CEO von EIDU GmbH & ehemaliger Manager ohne Grenzen

Bernd, du hast 14 Jahre lang bei Ableton gearbeitet und die Firma mitgegründetwieso hast du aufgehört? 

Da kam einiges zusammen: Die Finanzkrise verschärfte die unfassbare Ungleichverteilung von Macht und Wohlstand in der Welt. Zudem hatte ich eine Diagnose eines Tumors und war mit meiner eigenen Endlichkeit konfrontiert. Für mich ist dann alles gut gegangen, aber es hat sich bei mir ein Bedürfnis zu Wort gemeldet: meine ‚verbleibende‘ Zeit für genau dieses Problem einzusetzen und dabei mitzuhelfen die Welt gerechter zu machen. Ableton war damals schon so gut aufgestellt, dass ich davon ausgehen konnte, dass es auch ohne mich weiter wachsen und gedeihen wird.
 

Wie kamst du auf EIDU und was ist das Ziel der App? 

Über die Stiftung managerohnegrenzen kam ich zusammen mit meiner Frau und unseren beiden Kindern, damals 3 und 5, nach Kibera (Nairobi), eines der größten Slums in Afrika. Man sah schnell, wie unglaublich komplex das Leben dort ist, wie alles mit allem zusammenhängt und jeder von jedem abhängig ist. Die Ideen, die wir uns in den reichen Ländern typischerweise ausdenken, würden dort nie so funktionieren. Selbst vieles, was Hilfsorganisationen vor Ort oder die dortige Regierung angestellt hatten, lief ins Leere. Und es zeigte sich, dass mangelhafte Bildung ein ganz zentraler Punkt dabei war. Als ich sah, was da in den Schulen passiert, dachte ich nur: Wenn ich hier zur Schule gegangen wäre, wäre aus mir nie etwas geworden. Als ich dann sah, wie sich meine Tochter mit Lernsoftware ganz neue Konzepte eigenständig beibringen konnte, sah ich die Chance, etwas zu bauen. Etwas, das global die Welt verbessern könnte!

Bernd Roggendorfs Kinder in Kenia
Bernd Roggendorfs Tochter in Kenia

Was motiviert dich menschlich, an der App zu arbeiten? 

EIDU zu erklären ist gar nicht so einfach. Wer das genauer verstehen will, dem empfehle ich dringend unseren neuen Film anzusehen. Mich persönlich fasziniert die Kombination daraus, im Kleinen den Impact vor Ort zu sehen und andererseits die Chance zu haben, im globalen Maßstab etwas zu verbessern. Wenn ich die Schulen besuche, in denen wir schon aktiv sind, ist es unglaublich zu sehen, wie die Kinder dort auf unsere Lernplattform reagieren und wie begeistert die Lehrer sind! Andererseits schaue ich täglich auf unseren größer werdenden Datenpool und sehe, wie immer mehr Kinder immer mehr lernen. Wir haben die Chance, den wahrscheinlich größten positiven Impact, den je ein Projekt auf die Welt hatte, auf die Beine zu stellen. Mein Ziel ist es bis 2030 Hunderten Millionen Kindern Qualitätsbildung zu ermöglichen. Das motiviert ungemein!
 

Bernd Roggendorf in Kenia im Einsatz
Bernd Roggendorf als Manager ohne Grenzen in Kenia im Einsatz

Wie hat dich die Zeit als Manager ohne Grenzen in Kenia geprägt? 

Ich glaube, es gab keine Zeit in meinem Leben, die so lehrreich war, wie die drei Monate in Nairobi. In so kurzer Zeit, so viele neue Eindrücke zu bekommen und so nah an das Leben von Menschen heranzukommen, war ein Geschenk des Himmels! Und das ist unbedingt gleichberechtigt zu verstehen. Auf Augenhöhe voneinander und miteinander Lernen ist das Ziel. 

 

Wie erinnerst du dich an die Zusammenarbeit mit managerohnegrenzen? 

Ich bin mir sicher, dass all das – einschließlich der Gründung von EIDU – nie passiert wäre, hätte ich nicht Helene und managerohnegrenzen kennengelernt! Dadurch kamen wir so nah an die Menschen und ihren Alltag, wie ich es nie für möglich gehalten hätte! Die Arbeit im Projekt war nicht immer einfach, man kommt da sehr schnell an die eigenen Grenzen. Aber Gott sei Dank war da ja immer der Beistand von Helene, sodass wir gemeinsam auch die kniffligste Situation gemeistert haben!
 

Die Theatergruppe “Kenia Hope Theater”
Unser Projektpartner in Kenia: die Theatergruppe “Kenia Hope Theater”

Wie hilft managerohnegrenzen deiner Meinung dabei, die Menschen zu “empowern”? 

 

Meines Erachtens unterscheidet sich managerohnegrenzen in zwei zentralen Punkten von allem anderen, was ich sonst kenne: Erstens beginnt immer alles mit der Eigeninitiative der Menschen vor Ort, die sich aufgemacht haben, mit einem Unternehmen ihre Zukunft in die eigenen Hände zu nehmen. Und zweitens unterstützt managerohnegrenzen nicht finanziell, was oft nicht nachhaltig ist und die Gefahr birgt, die falschen Anreize zu setzen. Wir geben Wissen an Menschen weiter, die selbst daran glauben, die nötigen Fähigkeiten zu erlernen und Unterstützung brauchen. Immer ganz konkret in der akuten Situation und ohne Gefahr, Dinge zu vermitteln, für die die Menschen gerade gar kein Ohr haben!
 

Wie würdest du andere Manager*innen davon überzeugen, mit managerohnegrenzen zu arbeiten? 

Für mich war es die befriedigendste Zeit meines Lebens. Und das sage nicht nur ich auch meine Frau gerät immer wieder ins Schwärmen, wenn wir über die Zeit sprechen! Selbst meine Kinder fragen immer wieder, wann sie mal wieder nach Afrika können. Wie sehr man den Menschen vor Ort helfen kann, weiß man nie vorher, aber was garantiert ist: Es wird eine Reise zu den eigenen Grenzen und den eigenen verborgenen Fähigkeiten. Es fühlt sich fast unfair an, aber ich vermute, ich habe von dem Einsatz mit managerohnegrenzen mindestens genauso viel profitiert, wie die Menschen, denen ich versucht habe zu helfen. 

Danke für das Gespräch, Bernd! 

 

Bernd Roggendorf mit dem managerohnegrenzen-Team
Bernd Roggendorf mit dem managerohnegrenzen-Team und Helene Prölß

Sind auch Sie daran interessiert als Manager ohne Grenzen – mometan im Online-Einsatz – zu agieren, dann kommen Sie doch zum nächsten Kick-Off! 


Nächster Kick-Off Termin: 15.04.2021 von 11-12 Uhr 
Melden Sie sich jetzt per E-Mail kontakt@managerohnegrenzen.de zum „Kick-Off Online-Beratung“  mit der Angabe Ihres Wunschtermins an!
Mehr Infos: https://managerohnegrenzen.de/online-beratung-kick-off/  

 

 

 

~English~

In conversation with Bernd Roggendorf, CEO of EIDU GmbH.  

From the music industry to social entrepreneurship: successful entrepreneur Bernd Roggendorf has refocused his professional goals through his work as a manager without borders. Since 2015, he has been CEO of EIDU GmbH, a company that has developed a self-learning app for students in low-income countries. The goal: to counteract the problem of poor education in developing countries and to provide quality education to hundreds of millions of children by 2030. Previously, Bernd Roggendorf was co-founder and former Chief Technology Officer of Ableton, one of the most well-known music software companies on the market. And in 2014, he was on assignment in Kenya as a manager without borders. There he helped the theater group „Kenya Hope Theater“ to transform into a social enterprise. 

Bernd, you worked at Ableton for 14 years and co-founded the companywhy did you quit?  

Bernd Roggendorf CEO von EIDU GmbH
Bernd Roggendorf CEO of EIDU GmbH & former Manager without Borders

A lot came together: The financial crisis exacerbated the incredible inequality of power and wealth in the world. In addition, I had a diagnosis of a tumor and was confronted with my own finiteness. It all worked out for me then, but then i needed to spend myremaining‚ time on somethin to help make the world a fairer place. Ableton was already so well positioned at that time, that I could assume it would continue to grow without me.

How did you come up with EIDU and what is the goal of the app?

Through the managerswithoutborders foundation, I came to Kibera (Nairobi), one of the largest slums in Africa, with my wife and our two children, they were at that time tree and five. We quickly saw how incredibly complex life is there, how everything is connected to everything else and how everyone depends on everyone else. The ideas we typically come up with in rich countries would never work the same way there. Even a lot of what aid organizations had done or the government there came to naught. And it turned out that inadequate education was a very central point in this. When I saw what was happening in the schools, I just thought: If I had gone to school here, I would never have become anything. Then, when I saw how my daughter was able to teach herself completely new concepts on her own with educational software, I saw the opportunity to build something. Something that could improve the world globally!  

 

 

Bernd Roggendorfs Kinder in Kenia
Bernd Roggendorfs daughter in Kenya

What motivates you humanly to work on the app?  

Explaining EIDU is not that easy. If you want to understand it in more detail, I strongly recommend watching our new film. Personally, I’m fascinated by the combination of seeing the impact on the ground on a small scale and having the chance to improve something on a global scale. When I visit the schools where we are already active, it is incredible to see how the children there react to our learning platform and how enthusiastic the teachers are! On the other hand, I look at our growing data pool every day and see more and more kids learning more and more. We have the opportunity to create probably the biggest positive impact any project has ever had on the world. My goal is to provide quality education to hundreds of millions of children by 2030. That motivates me immensely!  

Bernd Roggendorf in Kenia im Einsatz
Bernd Roggendorf as a Manager without Borders in Kenya

How did your time as a manager without borders in Kenya shape you?

I don’t think there was a time in my life that was as educational as the three months in Nairobi. In such a short time, to get so many new impressions and to get so close to people’s lives was a godsend! And this is absolutely to be understood on an equal footing. Learning from and with each other at eye level is the goal.  

How do you remember working with managerswithoutborders?  

I am sure that all thisincluding the foundation of EIDU – would never have happened if I hadn’t met Helene and managerohnegrenzen! This brought us so close to the people and their everyday life as I would never have thought possible! The work in the project was not always easy, you reach your own limits very quickly. But thank God Helene was always there to support us, so that together we mastered even the trickiest situation!

How do you think managerswithoutborders helps to „empower“ people?

In my opinion, managerswithoutborders differs from everything else I know in two central points: First, everything always starts with the initiative of local people who have set out to take their future into their own hands with a company. And secondly, managerswithoutborders does not provide financial support, which is often unsustainable and risks creating the wrong incentives. We pass on knowledge to people who believe in learning the necessary skills themselves and need support. Always very concretely in the acute situation and without the danger of imparting things for which people have no ear at all!

How would you convince other managers to work with managerohnegrenzen?

For me it was the most satisfying time of my life. And I’m not the only one saying thatmy wife also goes into raptures whenever we talk about that time! Even my children keep asking when they can go to Africa again. You never know before how much you can help the local people, but what is guaranteed is that it will be a journey to your own limits and your own hidden abilities. It almost feels unfair, but I suspect I benefited from the managerohnegrenzen mission at least as much as the people I was trying to help.

Thanks for the interview, Bernd!