Interview mit dem Manager ohne Grenzen Helmut Hütter in der Online-Beratung

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Seit April 2019 bietet managerohnegrenzen die Online-Beratung für seine Projektpartner in Entwicklungsländern an. Helmut Hütter war einer der ersten Manager, die sich in der Online-Beratung probiert haben und erzählt nun von seinen Eindrücken und Erlebnissen. Zuvor war Helmut Hütter Geschäftsführender Gesellschafter bei der artec Personalberatung GmbH. Seine Schwerpunkte lagen in der Beratung von dienstleistungsbezogenen sowie produzierenden Unternehmen.

Manager ohne Grenzen Helmut Hütter bei der Online-Beratung
Manager ohne Grenzen Helmut Hütter bei der Online-Beratung

Wie kamst du dazu, dich als Manager ohne Grenzen zu engagieren?
Ich habe Helene Prölß, die Leiterin unserer Stiftung managerohnegrenzen, vor einigen Jahren bei einer Podiumsdiskussion kennengelernt. Da habe ich von meinem Engagement bei einer anderen Stiftung berichtet. Sie meinte damals, ich würde gut zu managerohnegrenzen passen und so kam es dann auch. Nachdem ich vergangenes Jahr aus dem Berufsleben ausgestiegen bin, habe ich mich selbst als Manager ohne Grenzen engagiert.

Wann bist du in die Online-Beratung eingestiegen?
Ursprünglich war geplant, dass ich ab Ostern dieses Jahres zu einem ersten Projekt in den Senegal gehe. Da das wegen Corona nicht möglich war, berate ich jetzt seit Mai ein Unternehmen in Lomé, der Hauptstadt von Togo, online.

Anbau von Lebensmitteln wie Gari, Tapioka, Attiéké, Maniokmehl, Gemüse in Togo
Togo: Anbau von Lebensmitteln wie Gari, Tapioka, Attiéké, Maniok

Welches Unternehmen berätst du gerade und was sind dabei deine Haupttätigkeiten?
Das Unternehmen heißt “Gold Food Africa” und stellt Lebensmittel für den Export nach Europa, Nordamerika und Australien her. Etwa 130 Mitarbeiter produzieren abgepackte Lebensmittel wie Gari, Tapioka, Attiéké, Maniokmehl, Gemüse, diverse Öle etc., die auf den genannten Kontinenten über Großhändler an den Lebensmitteleinzelhandel vertrieben werden.

Das Geschäft wird von drei Brüdern geleitet, die zwar schon eine stabile Grundlage aufgebaut haben, allerdings noch weiter wachsen wollen. Meine Aufgabe besteht darin, ihnen Wege und Möglichkeiten aufzuzeigen, Umsatz und Ertrag zu steigern und so langfristig ein stabiles Wachstum zu sichern.

Nach einer zweiwöchigen Unternehmensanalyse habe ich ein Rahmenprojekt bis Ende des Jahres aufgesetzt. Das ist für unsere Stiftung ungewöhnlich lang, da die Manager ohne Grenzen ein Unternehmen meist nur vier bis zwölf Wochen begleiten. Im Detail handelt es sich aber um insgesamt 7 Teilprojekte, die jeweils den in unserer Stiftung üblichen Zeitrahmen haben. Die Teilprojekte umfassen beispielsweise die Gewinnung von Neukunden, Produktmanagement, Definition von Organisationsstrukturen und Prozessen und Zertifizierungen zur Einhaltung von internationalen Normen und Standards.

Wie lief der Einstieg in die Online-Beratung?
Der Einstieg war spannend aber auch holprig. Ich bin ein Freund des persönlichen Kontakts: wenn man als Berater vor Ort sein kann, dann nimmt man nebenbei noch vieles zusätzlich wahr und kann sich mit unterschiedlichen Leuten unterhalten. Das geht bei der Online-Beratung mit Videokonferenzen leider verloren. Zum anderen war mein Französisch doch recht eingerostet und ich kam mit dem westafrikanischen Akzent anfangs nicht so gut zurecht. Nach etwa vier Wochen lief es dann deutlich besser. Mittlerweile pflegen wir einen fast schon freundschaftlichen Umgang, in dem auch mal Raum für das eine oder andere private Thema bleibt.

Online-Beratung mit Videokonferenzen
Online-Beratung mit Videokonferenzen

Was waren bis jetzt die größten Herausforderungen?
Neben den gerade geschilderten Anlaufschwierigkeiten gab und gibt es natürlich auch die eine oder andere interkulturelle Hürde zu meistern. Zum Beispiel das Zeitmanagement. Mir persönlich geht alles etwas zu langsam und ich glaube, vor Ort würden wir schneller vorankommen. Auf der anderen Seite herrscht in Afrika ein anderes Zeitverständnis, was man einfach akzeptieren muss. Solche Herausforderungen zu erkennen und gemeinsam zu meistern, ist ein zusätzlicher Reiz in der Projektarbeit. Zum Glück ist mein Hauptgesprächspartner ein sehr professionell agierender Partner mit einem großen Maß an Disziplin. Dadurch kommen wir zwar nicht so schnell voran wie gehofft, aber doch stetig und gut.

Was waren bisher besondere Erfolge?
Die Akquisition neuer Kunden stand anfangs im Mittelpunkt. Hier waren wir mit etwas Glück sehr schnell erfolgreich und haben inzwischen von drei neu gewonnenen Kunden Aufträge vorliegen. Einer dieser drei Kunden wird voraussichtlich im kommenden Jahr einen Umsatz bringen, der bei etwa 25 % des Gesamtumsatzes vom Vorjahres liegen wird. Inzwischen wurde auch ein Kreditvertrag zur Erweiterung und Modernisierung der Produktionsanlagen abgeschlossen. Aktuell strukturieren wir die Organisation und arbeiten an Arbeitsabläufen mit klar definierten Prozessen. Ich denke diese ganzen Fortschritte kann man als Erfolge sehen.

Der Vertrieb sowohl im eigenen Land, als auch im Export nach Europa
Der Vertrieb erfolgt sowohl im eigenen Land, als auch im Export nach Europa

Was findest du an der Online-Beratung gut und fehlt dir etwas?
Es ist gut, dass wir die Online-Beratung haben. So können wir uns weiterhin in solchen Projekten engagieren, obwohl Corona bedingt keine Reisen möglich sind. Wirklich fehlen tut mir nichts. Ich weiß mich zu organisieren und Lösungen zu schaffen. Allerdings wäre es mir, wie bereits erwähnt, einfach viel lieber vor Ort sein zu können.

Würdest du das Format der Online-Beratung auch mit in die Zukunft nehmen – wenn ja warum?
Da Corona kurzfristig nicht verschwinden wird, werden wir die Online-Beratung sicher auch noch in Zukunft haben. Auch auf lange Sicht, also zu Zeiten mit einem wirksamen Impfschutz gegen Corona, wird die Online-Beratung Bestand haben. Sie kann zum einen eine effiziente Ergänzung zu Einsätzen vor Ort sein, beispielsweise zum Aufsetzen weiterer Folgeprojekte nach einem Projekt, das man vor Ort betreut hat. Sie ermöglicht zum anderen auch Managern ohne Grenzen, die nicht reisen können oder dürfen, sich trotzdem in unserem Sinne in fernen Ländern zu engagieren. Parallel dazu führt der intensive Ausbau der digitalen Infrastruktur dazu, dass immer mehr Projektpartner gut erreichbar sind.

Kannst du die Online-Beratung an andere interessierte Manager*innen weiterempfehlen?
Ja, auf jeden Fall! Nach den insgesamt positiven Erfahrungen kann ich die Online-Beratung uneingeschränkt empfehlen. Trotz der geschilderten Anlaufschwierigkeiten und Hürden macht die Projektarbeit Spaß und ich freue mich auf jeden neuen Termin.

Sie interessieren sich auch für einen Einsatz in der Online-Beratung als Manager ohne Grenzen? Wir laden Sie ein, an einem unserer nächsten Kick-off-Termine teilzunehmen. Diese finden Sie auf folgender Seite: https://managerohnegrenzen.de/online-beratung-kick-off

Untertitel über Youtube verfügbar
Subtitle via Youtube available

***ENGLISCH VERSION***

Since April 2019 managerswithoutborders is offering online consulting for its project partners in developing countries. Helmut Hütter was one of the first managers to try their hand at online consulting and is now telling us about his impressions and experiences. Previously Helmut Hütter was managing partner at artec GmbH. His focus was on consulting service-related as well as manufacturing companies.

How did you become a manager without borders?
I met Helene Prölß, the head of our foundation managerswithoutborders, at a panel discussion a few years ago. There I reported on my involvement with another foundation. At the time, she thought that I would fit in well with managerohnegrenzen, and that’s how it happened. After I retired from professional life last year, I became involved as a manager without borders.

When did you start the online consulting?
Originally, I was supposed to go to Senegal for a project starting at Easter this year. Due to Corona this was not possible. So in May I have started consulting a company online in Lomé, the capital of Togo.

Which company are you currently consulting and what are your main activities?
The company is called “Gold Food Africa” and produces food for the export to Europe, North America and Australia. About 130 employees produce packaged foods such as gari, tapioca, attiéké, cassava flour, vegetables, various oils, etc., which are distributed on the above-mentioned continents via wholesaler to the lentil food retail trade. Last year the company had sales around one million euros.

The business is directed by three brothers, who have already built up a stable foundation, but want to grow even further. My job is to show them ways and means of increasing sales and earnings and ensure stable growth for the long term.

After a two-week company analysis, I have set up a framework project until the end of this year. Normally the manager without boarders are consulitng a company only for four to six weeks, so this now is a really long term. There are a total of seven sub-projects and each of them has the usual time frame. The partial aspects consist, for example, of the acquisition of new customers, product management, definition of organizational structures and processes and certification for compliance with international norms and standards.

How did the introduction of online consulting work?
The start was exciting. But I really miss the personal contact. If you can be there as a consultant, then you get a lot of insights and you can talk to different people. Unfortunately, this is missing in the online consulting. On the other hand, my French was quite rusty and I didn’t get along so well with the West African accent at first. After four weeks things went much better. Now we have a really friendly contact, where is also room for some private topic.

What were the biggest challenges so far?
Apart from the initial difficulties just described, there were and still are one or two intercultural hurdles to overcome. For example time management. For me everything is going a little too slowly and I believe that we would make faster progress on site. On the other hand, there is a different understanding of time in Africa, which you simply have to accept. Recognizing such challenges and mastering them together is an additional attraction /motivation for project work. However, my main discussion partner is a very professional partner with a great deal of discipline. So we may not be as quickly as we had hoped, but we are making steady and good progress.

What have been a particular successes so far?
The acquisition of new customers was the main focus at the beginning. With a bit of luck, we were here successful and have now acquired three new customers. One of these three customers is expected to generate sales in the coming year that will be around 25 % of the total sales in the previous year. In the meantime, a loan agreement has also been concluded for the expansion and modernization of the production facilities. We are currently structuring the organization and working on workflows with clearly defined processes. I think all this progress can be seen as a success.

What do you think is good about online consulting and is there something missing?
It is good that we have the online consulting. So we can continue to be involved in such projects, although Corona is not able to offer travel due to its limited availability. Really, nothing is missing. I know how to organize myself and create solutions. However, as already mentioned, I would simply much rather be on site.

Would you also take the online consulting into the future – if so, why?
Since Corona will not disappear in the short term, we will certainly have online consulting in the future. Also in the long term, at times when there is an effective vaccination against Corona, the online consultation will last. On the one hand, it can be an efficient supplement to on-site interventions. For example, to set up further follow-up projects after a project that you have supervised on site. On the other hand, it also enables Managers without borders who cannot or are not allowed to travel to engage in faraway countries in our interest. At the same time, the intensive expansion of the digital infrastructure means that more and more project partners are easily accessible.

Could you recommend the online consultation to other interested managers?
Yes, by all means! After the overall positive experience I can recommend the online consultancy without reservation. Despite the described start-up difficulties and hurdles, the project work is fun and I look forward to every new appointment.